Wir Läufer sind Individual-Athleten - nun so ganz stimmt jetzt auch nicht. Ohne Trainer, Helfer und Fans an Strecken, Platzwart, Betreuer, Mediziner und Physiotherapeuten und vielen mehr geht es einfach nicht. Auch das gemeinsame Erleben von Veranstaltungen im Einzelstart, als Team oder Staffel ist ein Bereicherung für jeden Athleten und ohne andere Sportsfreund auf der Strecke geht es sowieso nicht. Daher ist es wohl passender zu sagen: Wir Läufer sind Gemeinschaftsathleten mit individuellen Ansprüchen.

Während wir vom Läuferbund Schwarzenberg als Streckenposten und Helfer an den Verpflegungsstellen beim Sachsentrail das gesamte Wochenende vom 21.-23. Juni mit unterstützten, hatte ich, Lotta, am Samstag die Ehre für das Team Auto Brucker-Pleßgirls bei der Rennsteigstaffel zu starten und dazu muss ich einmal kurz zurückspulen (--> alle Bilder in der Galerie)

Im Oktober und November eines jeden Jahres gibt es ein kurzes Zeitfenster für die Anmeldung zum Kristall-Marathon in Merkers - ein sehr besonderes Event (siehe Artikel). Vergleichsweise wenige Sportler können daran teilnehmen, da es limitiert ist, denn so viele dürfen nicht ins Bergwerk einfahren. Die Entscheidung daran teilzunehmen hatte ich dann zu spät getroffen, dennoch bekam ich eine zweite Chance. Etwa einen Monat vor der Veranstaltung bekam ich eine Ticket für die Teilnahme, ansonsten hätte ich vom Streckenrand aus zusehen müssen. Der Wettkampf wurde dann kurzer Hand ein Bestandteil meines Trainingsplan für eine neue Bestzeit auf der HM-Strecke. Vorbereitet, trainiert, Raceplan besprochen und aus locker Laufen mit "Aussicht genießen" wurde dann der 1. Platz bei den Frauen auf der HM-Strecke... upps... es war etwas zu schnell. Egal! Die Vorbereitung hatte gepasst.

Nach der Siegerehrung kam ein Mann auf mich zu und stellte sich als Jens aus Breitungen vor und fragte mich ob ich mir vorstellen kann für die Pleßgirls zu starten bei der Rennsteigstaffel. "Wir wollen das wieder gewinnen!", so das ausgegebene Ziel für das Frauenteam. Kurz überlegt, den Laufkalender geprüft und zugesagt. Was für eine Ehre für mich. Nur, die Zeit bis zur Veranstaltung wurden dann gesundheitlich spannend, aber kurz vor dem Staffellauf war ich wieder voll FIT.

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Der Rennsteig gehört seit vielen Jahrzehnten schon zu den bekanntesten und interessantesten Fernwanderwegen in Deutschland und zieht jedes Jahr tausende Aktive an. Beim Rennsteiglauf werden "nur" maximal 74 km der gesamten Wanderstrecke absolviert. Bei der gleichnamigen Staffel, bestehend aus jeweils 10 Teammitgliedern, werden die ganzen 170 km absolviert. Start war sehr früh zeitig noch vor Sonnenaufgang in Hörschel neben dem Vachaer Stein. Danach führte die Strecke u.a. über die Grenzwiese, den Kleinen Inselsberg, den Grenzadler, den Masserberg nach Neuhaus bis ins Ziel nach Blankenstein an das dt. Wanderdrehkreuz. Hier treffen sich der Rennsteig, der Fränkische Gebirgsweg, der Frankenweg und der Kammweg.

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Mit viel Aufregung im Bauch, neuen Wettkampfschuhen und doch viel Vorfreude kam ich an meine Staffelstelle an der Schildwiese direkt auf der Grenze zwischen Thüringen und Bayern. Da verlief dann auch meine Strecke mit teils welliger Asphaltstrecke und anspruchsvollen Waldautobahnen.

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2 Stunden musste ich noch bis zur Staffelstabübergabe rumbringen und die Anspannung stieg. Ständig kamen Staffeln der Mixed- und Männerteams vorüber und meine Teamkollegin war auch noch voll im Zeit-Soll. Dann ging alles ganz schnell. Sie kam, ich übernahm den Transponder auf Platz 1 liegend und ab ging es. Meine Radbegleitung vom Pleßgirl-Team holte mich dann auch gleich wieder ein. Als lief glatt und meine 15,9 km standen mir bevor.

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Im Verlaufe meiner Strecke wurde mir dann auch wieder bewusst warum es ein Orientierungslauf ist. An den Kreuzungen und Abzweigen ist zwar immer ein "R" angebracht, dennoch muss man sie auch sehen und den richtigen Weg einschlagen. Mit 1:10 h sollte ich auf die letzte Frau in meinem Team übergeben in Brennersgrün. Bis auf mich und meinem Begleiter, wusste aber keiner an der Übergabestelle das wir falsch abgebogen sind und dank der Polizei NUR 3 km zusätzlich gelaufen sind. Dann waren es mal schnell 19,1 km.

Die Minuten vergingen und leichte Nervosität machte sich bei einigen breit. Nach 1:20 h hatte ich es dennoch geschafft. Zum Glück hatte es keine Auswirkung auf unsere Platzierung, denn der Abstand wuchs trotzdem. Dennoch ein kleiner Schreck und eine Erfahrung mehr für mich.

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Den Platz 1 von 14 der Frauenstaffel liefen wir dann auch noch ins Ziel mit über 1 Stunde Vorsprung auf Platz 2. Die meisten aus unserem Team liefen dann noch mit unserer Schlussläuferin über die Ziellinie nach 13:16:19 h (ein paar konnten es aus zeitlichen Gründen nicht einrichten). Eine Mega Teameitung und Dank an meine anderen Frauen und Jens und alle Begleiter. Wie gesagt: Gemeinschaftsathleten mit individuellen Ansprüchen!

Erwähnen möchte ich noch, dass das Konkurrenz-Team bei den Frauen dieses Jahr zu einem Mixed-Team werden musste und damit die Spannung geringer ausfiel.

Eine grandiose Veranstaltung, überragende Erfahrung, hervorragend organisiert, geile Stimmung, wunderbare Menschen sowie Sportsfreunde und -freundinnen! Einfach nur DANKE an all diejenigen die es mir ermöglicht haben mit auf Platz 1 zu stehen!

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Ach Ja: das Wetter war soweit auch ganz gut zum Laufen für alle :-)

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